Neu auf DVD: der HANGOVER 4-Teiler

 

Hangover I

Nass geschwitzt, die Bierdose noch in der Hand, leuchtende Hörner auf dem Kopf, MTV-Werbe-Kondome und folgende Melodie im Kopf: „Klapp klapp Klapperstrauß….“ – was die Nacht zuvor geschehen ist? In diesem verkaterten Zustand ein absolutes Rätsel. Erst einmal die Morgen-Toilette aufsuchen, um klaren Kopf zu bekommen. Ein Schuss nach hinten, denn der Tag misst jetzt bereits 40° und gefühlte 50° im Schatten, die Dixieklos in praller Sonne bringen die Kacke und unsere Gemüter nur noch mehr zum Dampfen. Was, wenn ich in Ohnmacht falle und rückwärts ins Klo plumpse? Ob mir jemand helfen würde? Ich muss diesen Gedanken verabschieden und den Abend rekapitulieren. Was war geschehen? Und wie sind wir an diesen prächtigen Stellplatz in der herrlichen Sonne gekommen? Der erste Hinweis: Ein Zettel am Scheibenwischer: 25 € Caravan-Camping! Ahh, wir erinnern uns, denn es war gar nicht so leicht, an diesen Schein zu kommen: Nach 3 Monaten und 5054 km Fahrt erreichen wir am Vorabend mit unserem bewährten Brunobett in voller Vorfreude das „Exit Festival Camping Gelände“ und was müssen wir erfahren? Unser Bruno ist laut Vorschrift KEIN Campingauto! Bitte was? Erkennt ihr euren eigenen Bruder nicht? Ist er nicht sauber genug (wir erinnern und an Nebojsha und seine Waschaktion)? Doch nach einer knappen halben Stunde betteln und Live-Demonstration dürfen wir das EXIT dann aber doch ENTERN. Unseren Kölner (!) Nachbarn ist es da weitaus schlechter ergangen: Sie musste geschlagene vier Stunden demonstrieren! Aber ejal, wo mir sin ist Kölle! So kam es wohl auch zum ersten Kölsch – I wish – Bier… freudscher Versprecher ;) Und weil „Kölsch the only language you can drink“ ist, scharren sich gleich noch mehr tolle Nachbarn aus Australien, Neuseeland und Holland, um uns. Ein Grund noch tiefer ins Glas zu gucken – und den Tag hier, zumindest was das Erinnerungsvermögen angeht, zu beenden. Mist! Dabei ist das Line-Up, wie wir uns heute Morgen noch einmal vergewissern, der Wahnsinn: Jamiroquai, Portishead, M.I.A., Santigold, Nick Cave, Arcade Fire, Editors, Groove Armada, Underworld, Paul Kalkbrenner (Die serbische Band „Eva Braun“ meiden wir!) Aber wie kommt’s bei der tollen Aufstellung, dass wir stattdessen nur „Klapp klapp Klapperstrauß“ im Kopf haben? Mir fällt es als erste wieder ein: Die wilde ozzy-kölsch Meute hat wohl länger durchgehalten und morgens um 7 Uhr Helge Schneider angeschmissen (Der ganze typisch Helge Schneider wirre Techno-Song bei unseren Links!). Ein Wunder, dass wir überhaupt wieder eingeschlafen sind. Laut Veranstaltungsplan soll man das aber auch gar nicht...schlafen… Konzerte starten hier um 20 Uhr (nicht dumm bei der Hitze), der letzte DJ legt ab 7 Uhr morgens auf! Ohweiha, das kann ja was werden…

 

Hangover II

Wir haben ein De-Ja-Vú! Denn schon wieder ist es bullenheiß und schon wieder hapert’s an der Gedächtnisfront. Aber warum sind hier alle rot gebrannt? Die hupende Bimmelbahn gibt den ersten Hinweis: einige Camper kommen Luft schnappend aus den immerhin schattigen Zelten gekrochen und laufen mit Handtüchern gen Bahn. Wo die wohl hinwollen? Thomas und ich schwingen uns auf unsere altbekannten Pony-Klapp-Klapp-Klapperstrauß-Klapp-Räder und verfolgen die motorisierten Alkoholleichen. Und siehe da… sie führen zu einem jetzt schon voll besiedelten Beach – direkt an der Donau. Juchu Abkühlung! Ob wir uns da gestern auch schon drüber gefreut haben? Man weiß es nicht… Der schattige Strand ist ausgestattet mit sexy Baywatch Boys, zwei verschiedenen Bühnen und Fressbuden. Eine Schande, dass wir uns an dieses Summer Wonderland nicht erinnern können. Wir schwingen uns von den Rädern in die Hängematte und dösen zur chilligen Raggae-Musik. Doch ganz nach dem Motto „schlafen verboten“ sollen hier wohl keine Kater unterstützt und stattdessen die Partytiger in uns am Laufen gehalten werden, denn aus den Lautsprechern dröhnt: „Sorry to wake you people! But the music must be loud!“. Statt Raggae läuft jetzt super lauter Hardcore Techno. Das schafft man nur mit einem Konter-Bier!

 

Hangover III

Ohweiha, was mir dank eiserner Abstinenz – abgesehen von dem Strand-Konter-Bier, das sich mit der Hitze… sagen wir „nicht soo gut“ vertragen hat - gelungen ist, hat der Rest der Crew nicht gelschafft… und so kann ich heute Morgen lachend dabei zusehen, wie die Partytiger ihren Kater aus den Pumakäfigen schleppen und sich spärlich bekleidet in ein schattiges Plätzchen plumpsen lassen. Ich lass die Kater weiter schnurren und erinnere mich an das atemberaubende Gelände: Eine alte Burg, die Petrovaradiner Festung, die mit bis zu 20 Stages bestückt ist, von denen uns Bands begeistern, DJs die Menge zum Toben bringen (und ich meine Toben!) und Fedde le Grand-Zirkusakrobaten die Bühne wie eine Manege nutzen! Darüber hinaus gibt’s eine 3D-, sowie eine Kopfhörer-Silent-Disco!!! Sofort wird klar, warum es 2007 zum besten Festival Europas gekürt wurde! Das liegt wohl auch an seiner schönen Bedeutung: „Exit“ steht für „Exit the war“, „Exit Milosevic“, „Exit hate, make peace“… Oder um Wikipedia zu zitieren: „Die Initiatoren waren eine Gruppe von Studenten der Universität von Novi Sad, die der Jugend in Serbien eine Alternative und eine kulturelle Wiederbelebung nach dem Zerfall Jugoslawiens bieten wollten, eine Art „Ausgang“(exit)“. Was für einen schöneren Anlass kann es also geben, es ordentlich krachen zu lassen? 200.000 Gäste bestätigen das nur! Sie strömen von den Campingplätzen, aus der Stadt oder mit Schuttlebussen aus Belgrad hierher, um gemeinsam abzugehen. Doch auch die Novi Sader, die das Gelände nicht besuchen können, profitieren von den vielen Touris. Auf dem Hinweg machen knapp bekleidete Mädels auf ihre Rakija-Shots aufmerksam. Was auf dem Hinweg nicht verkauft wird, wird anscheinend selber getrunken, denn auf dem Rückweg sehen wir die gleichen Mädels todesbesoffen am Straßenrand liegen, die Schminke verschmiert und mit leeren Tablett - hihi. Außerdem lernen wir zwei weitere männliche Einheimische kennen und fragen: „Ah, you’re from here? You also work at the Exit Festival?“ - „Yeah, we do!“ - “What are you working?” - “Selling!” - „What?“ - „Ecstasy and Speed, want some?“ Klar, das ist ja auch sowas wie Arbeit, stammeln wir und wollen uns schnell verdrücken. Unser holländischer Freund Dirk aber scheint freundlich sein zu wollen, anders können wir uns jedenfalls nicht erklären, warum er fragt: “Aber sollen wir den anderen vielleicht etwas mitbringen?” Schließlich schaffen wir es doch, Dirk zu packen und Richtung Donaubeach zu zerren, wo um Punkt 04:20 Uhr die Sonne aufgeht und die ganze Stadt in ein lila-rotes Licht getaucht wird. Kitsch pur, aber genau das Richtige nach einer durchgetanzten Nacht. Wir scheinen nicht als einzige vom Kitsch überwältigt, denn überall liegen knutschende Pärchen. Ahh.. deswegen die vielen Werbekondome.. alternativ auch oft gesehen: aufblasen und durch die tosende Konzertmenge schicken! Diese Paare hier waren hoffentlich schlau genug, sie nicht aufzublasen… aber so genau wollen wir das gar nicht wissen und hauen uns in unseren Kojen.

 

Hangover IV

Und genau diese Leute finden wir heute Morgen am Strand wieder. „Sunkissed“ sehen sie aus! Knallrot gebraten und von ihren schadenfreudigen Kumpels ordentlich verunstaltet: mit Edding bemalt, die Fingernägel lackiert oder für – besonders kreativ – Langzeitschäden mit Hilfe eines Schniedel-Sonnencremekunstwerks auf dem Rücken für einen Sonnenbrand der etwas anderen Art gesorgt. Heute müssen wir nichts rekonstruieren. Der Vorabend schwebt uns noch völlig klar vor Augen: Wir haben den Hollis und Ozzys folgendes Lied beigebracht: „Nein man, ich will noch nicht gehen! Lass uns noch ein bisschen tanzen! Komm schon Alter ist doch noch nicht zu spät!“ Ein albernes Techno-Lied, das alles über die vergangenen vier Tage aussagt: Wir wollen bleiben, mit unseren super netten neuen Festival-Freunden tanzen, bitte bitte, ist doch noch nicht zu spät, vier Tage können doch nicht wie im Flug vorbei gerauscht sein, oder? Doch wir geben uns zufrieden und stellen glücklich fest, dass unser Novi Hunger voll und ganz gestillt ist und wir Novi Satt gegessen jetzt schweren Herzens weiterreisen müssen …

 

P.S.: Ok, wir kommen nicht weit. Im bezaubernd schönen Stadtzentrum lassen wir uns in einem Apartment „Bela Lada“ nieder und lassen die letzten Tage noch einmal richtig Revue passieren – wäre doch zu schade drum :) Und klar partypeople, unser Date steht: Karneval gibt’s ne fette Reunion! 

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