Pa russki, pa russki

... nachdem wir Bukarest irgendwie schon verabschiedet hatten, fällt uns auf, dass es eigentlich auch gar nicht mehr so weit nach Moldavien ist und dass unsere liebe Freundin Nona ja auch da her kommt (bei ihr waren wir auch in Wien!). Grund genug hinzudüsen. Aber nicht mit dem treuen Bruno - das wär zu weit, anstrengend und teuer - obwohl es für ihn ja ein Heimspiel wär ;) Also zack zack für 30€ hin und zurück Bustickets besorgen. Wie immer warnen uns die Bewohner des vorigen Landes das jeweils nächste zu bereisen, aber auch die Insiderinformationen von Nona besagen, dass man zumindest russisch sprechen können muss, um hier als Touri zu überleben... wir versuchen es trotzdem. Schnell einen Rucksack gepackt und ab in den Nachtbus! Sonntagmorgen spuckt uns der auch schon am Marktplatz in der Hauptstadt "Chisinau" aus... wir sind in Russland. Fast. Alles erinnert an Sibirien: Um 6 Uhr in der Frühe ist die Stadt menschenleer - nur streunende Hunde auf unserer irrenden Suche nach einer Bleibe. Mission almost impossible! Der Lonely Planet kann helfen und empfiehlt ein altes Hotel aus kommunistischen Zeiten. Wir machen den Zeitsprung gerne mit. In der Rezeption empfangen uns drei finster dreinschauende Personen (wer hier grundlos lacht wird als dumm angesehen, besagt ein russisches Sprichwort ;-)) und der Rezeptionist beharrt darauf, seine Landessprache zu sprechen: 'Pa russki, pa russki!!!', auch auf Gesten oder Handzeichen lässt er sich partout nicht ein! Hatten die Warnenden dieses Mal recht? Denn hallo? Was werden wir schon wollen... in einem Hotel, völlig abgekämpft, übernächtigt und mit reichlich Gepäck beladen? Da braucht's eigentlich nicht mal Handzeichen, um das zu verstehen. Na, das kann ja heiter werden ;-) Aber wir kriegen letztlich, was wir wollen und das 13-stöckige Hotel entspricht unseren Vorstellungen: In jedem Stockwerk arbeiten und wohnen zwei Zimmermädchen, nachts werden die drei Rezeptionen von drei schlafenden Angestellten 'betrieben' und das Toilettenpapier könnte auch zum Parkettschleifen genutzt werden... Gut und günstig ist es also und in jedem Fall athentisch. We like!

 

Nach einem ausgiebigen Schläfchen präsentiert sich die Stadt dann aber in einem völlig neuen und tollen Licht: wir finden viele moderne Läden, Bars und Restaurants, essen sogar das beste Hühnchen der Reise und verbringen den Abend mit vielen jungen Leuten im Biergartenkiosk a la Aachner Weiher / englischer Garten. Nur in der Post kehrt kurz wieder Ernüchterung ein: denn hier wird uns jegliche Hilfe einfach und kompromisslos verweigert, nachdem Lena versucht mit Händen und Füßen zwei Briefmarken zu kaufen. Die Postbeamtin umgeht die ihr lästige Konversation und lässt uns einfach stehen. Unser Handzeichen-Hampelmann-Theater scheint ihr unangenehm.

 

Auf dem riesigen Gemüse- und Käutermarkt klappt es dann aber wieder hervorragend mit der nonverbalen Kommunikation und wir besorgen uns Proviant für die Reise zurück nach Bukarest - auch wenn die Einheimischen sich köstlich über unsere Wünsche amüsieren: "Una Tomata?" hahaha wir werden neuigierig und beobachten andere Einheimische. Und tatsächlich, hier wird säckeweise eingekauft. Ups! Wie sich auf der Bustour herausstellt, sollte es sich dennoch um wertvolle Nervennahrung handeln, denn der Busfahrer scheint an akuter Lebensmüdigkeit zu leiden... schnell zurück zum treu wartenden Bruno - denn wo könnte man einen aufregenden russisch-moldavischen Kurztrip besser ausklingen lassen, als im good old Lada Niva.

 

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