Mara”thömchen”

27.11.11 - DER Marathontag! Der Tag, den ich sooo herbeigesehnt habe.. jetzt da wir in Beirut sind, bin ich ziemlich aufgeregt!

 

Deshalb halte ich schon Tage vorher alle ganz schön auf Trab: „Wie komme ich am besten zum Start?“, „Können wir noch anhalten und Bananen kaufen?“, „Ich muss noch in die Apotheke (Montezumas Rache! Auch das noch!)...“

 

Heute Morgen war's dann endlich soweit: 05:45 Uhr (!) klingelt der Wecker, der Startschuss soll schon um 07:00 Uhr sein. Keine gerade humane Zeit?! Kaffee, Bananen und Nutellawrap reinschieben und dann los! Hier gibt's zum Glück ordentlich Partystimmung zum Wachwerden. Ungewohnte Partygäste: Militär, soweit das Auge reicht: Maschinengewehre, Panzer, Hubschrauber und Sandsackbunker! Allem Anschein nach gibt’s die gesamten 42,195 km mehr Offizielle, als Läufer.. immer wieder bewaffnete Soldaten, Polizisten, Sanitäter, Volunteers, Schiedsrichter und fleißige Müllmänner - dazwischen dann hin und wieder mal ein Läufer :-)

 

Das Publikum schaut verdutzt, aber interessiert auf die vermeintlich bekloppten Sportler, denn laut unserer Freundin Vart wird selbst das Spazierengehen in Beirut möglichst umgangen. Die Einheimischen, die sich trotzdem zum Lauf durchgerungen haben, machen einen eher unvorbereiteten Eindruck: Viele treten in Sneakers (!) an. Die ersten sind schon nach 5 km aus der Puste. Für einen Sprint vor den Kameras werden aber letzte Reserven noch mal rausgeholt. Ab km 18 dünnt das Läuferfeld dann stark aus, auch das Interesse des Publikums richtet sich wieder eher auf das Stadtleben neben der Strecke... die Läufer motivieren sich gegenseitig!

 

Nach dreiviertel der Strecke dünnt dann auch meine Kondition aus: Die Waden und Leisten wollen sich nur noch verkrampfen, auch die Knie tun weh. Ich war schon mal besser vorbereitet. Aber mein Ass im Ärmel: Am Wendepunkt bei km 32,715 warten Lenny und Vart! Motivations- und RedBull-Schub pur! Letztlich muss ich trotzdem ab km 40 wandern und zähle zähneknirschend die Schritte bis ins Ziel. In Richtung Innenstadt schaukelt sich die Stimmung am Wegesrand zu meiner Freunde wieder auf. Schließlich tragen mich die hier wieder zahlreichen Zuschauer mit ihrem anspornenden Jubelgeschrei ins Ziel: Ich bedanke mich durch einen Sprung über die Ziellinie - nach 4:48 Std. (mein Negativrekord) - und bezahle meinen Übermut mit einem bösen Krampf... aaah!

 

Jetzt – auf der Fähre zwischen Zypern und der Türkei – habe ich Zeit für ein Resümee: Schön, dass ich dabei war!!! Der Marathon war die Leiden wert, die wir auf Zypern auf uns genommen haben. Der Muskelkater hält sich in Grenzen, die Medaille hängt am Rückspiegel und ich habe ein T-Shirt erhalten auf dem steht „Marathon Beirut and proud!“. Hey, aber so was von! Vor allem proud auf meine Spitzenplatzierung: 327.! Bei vorherigen Läufen war ich immer so 2000.er. Ich lasse das mal unkommentiert, nur so viel:

In der Igelzeitung war zu lesen: „Während der Hase nur den vorletzten Rang belegte, erreichte der Igel einen hervorragenden zweiten Platz!.“

 

In diesem Sinne schwelge ich in schönsten Erinnerungen an einen unvergesslichen Marathon in Beirut!

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Kommentare: 1
  • #1

    Rita Schrahe (Sonntag, 04 Dezember 2011 13:57)

    Glückwunsch Junge ! Meine Hochachtung ! Tolle Leistung !! Jetzt lass dich mal schön von Lenamaus pflegen !!!!Eure Rita
    und passt gut auf euch auf !!!