Ma-Rocco Stark

...härter als jede Dschungelprüfung

 

Wie kleine Sonnenkönige freuen wir uns auf unser letztes großes Abenteuer, Marokko. Viele möchten vielleicht meinen, dass umso länger unterwegs, desto stärker die Drahtseilnerven. Ähm, nein! Zumindest gilt das leider nicht für uns. Vielleicht weil es uns in den letzten Monate einfach viiiel zu gut ging. Und so stellt uns Marokko unerwarteter Weise auf diverse Geduldsproben.  

Erste Geduldsprobe: Wir entscheiden uns, die Fähre von Almeria aus zu nehmen. Denn hier sind die Tickets bestechend günstig, nur 105 € für Bruno, Thomi, mich. Am Abend zuvor suchen wir den Hafen auf, um uns noch mal persönlich zu vergewissern. Am nächsten Morgen dann die unschöne ‚Surprise, Surprise‘, nur heute (und bestimmt nur für uns) kostet das Ticket 215€ - mehr als das doppelte??? Es hilft nichts, wir müssen 70 km weiter in den nächsten Ort, Motril, düsen, wo wir es für 108€ über den Straße von Gibralta nach Melilla schaffen. Jippie! Trotzdem, wir sind immer noch nicht in Marokko, denn Melilla gehört zu Spanien. Trotzdem sehen wir nur Araber, die sich anscheinend über den spanischen Summersale freuen. Und so erleben wir die City als big Outlet-Städtchen a la Maasmechelen. Zugegeben, mit einer viel viel schöneren Altstadt on top.

Wir wollen das echte Marokko kennenlernen und machen uns am nächsten Tag in aller Ruhe auf zur Grenze. Und fünf Stunden später dürfen wir sie dann auch schon passieren. Et voilá: Geduldsprobe Nummer zwei! Denn davor ist die Hölle los. Alle Einkäufe müssen hier unter Dach und Fach gebracht werden: im Motor, der Unterhose, unter den weiblichen Gewändern.. frei nach dem Motto: „Alles kann, alles muss!“  Zur Not hilft nur noch eins, den Zoll bestechen. Und der lässt’s freudestrahlend über sich ‚ergehen‘. Während ich das bunte Treiben aus dem Auto beobachte, absolviert Thomas eine Dschungelprüfung nach der anderen (naja, laufen kann er ja ;)) vom Zollbeamten, zur Autoversicherung, zu bereits geschlossenen Ämtern und hebt in großer Aufregung versehentlich auch noch 1000€ statt 100€ ab. Lacoste die Welt?!
Als wir endlich weiter kommen, ist die Stimmung auf dem Nullpunkt, die aber sofort wieder erhellt wird, als wir auf der anderen Seite von deutschsprechenden Marokkanern mit einem „Herzlich willkommen“ lauthals begrüßt werden.
Wie wir später erfahren, ist das Hinterland durchs kleine Atlasgebirge  und im Riffgebirge eigentlich besser zu meiden, denn hier wird im großen Stil Marihuana angebaut. Dadurch verirren sich hierhin gerne mal zwielichtige Gestalten. Gott sei Dank erleben wir hier aber nichts Zwielichtiges, sondern ausschließlich neugierige, freundliche Menschen, die uns winkend hinterherlaufen. Und der Hotelmanager aus unserer ersten marokkanischen Bleibe, lädt Thomas sogar prompt auf ein Ründchen Joggen am Strand ein. Gefällt, gefällt.

Erst am zweiten Tag schlägt die dritte Geduldsprobe wie eine Bombe ein. Wir haben Hunger! Und weit und breit ist kein Laden zu finden. Erst Stunden später stranden wir in einem kleinen Dorf, in dem mich beim Aussteigen gleich eine tote Ratte im Müllberg begrüßt. ‚Wenigstens im Schlaraffenland abgesegnet‘, denke ich noch, beschließe  vorsichtshalber aufs Fleisch im Mittagessen zu verzichten. Einer von uns muss ja zur Not Autofahren. Thomas wohl eher nicht, denn der schiebt sich unbesorgt ein halbgares Hühnchen rein! Jetzt darf man trotzdem 3x raten, wer die darauffolgende Nacht im eklig bepieselten Plumpsklo eines Minus-3-Sterne -Hotels verbringt?! Ich! Zwar mit treuer Unterstützung von Thomas ‘Saumagen‘ Wandt. Trotzdem, diese Nacht hat’s für mich auf den Thron des schwärzesten Tages der ganzen Reise geschafft.

Mir zu Liebe müssen wir bei der nächsten Hotelwahl in Fès auf Nummer sicher gehen und uns ins good old Ibis Hotel einbuchen (da weiß man, wat man hat!). Der Himmel auf Erden: weiches Federbett, warme Dusche und sogar RTL! Zum Dschungelcamp fühle ich mich besonders verbunden, jetzt wo ich durch meine vergangene Nacht locker bei diversen Prüfungen mithalten könnte. Nach der ersten Nacht wollen wir uns putzmunter gepflegt ins sogenannte „Little Marrakesch“ begeben. Geduldsprobe vier lauert hier hinter jeder Ecke: mindestens fünf kaum abzuwimmelnde official Tourguides wollen uns durch die Stadt führen, während geschäftswütige Verkäufer versuchen, uns mit Händen und Füßen in ihre Läden zu ziehen. Puh! Da vergisst man fast, sich die wunderschöne Altstadt – Medina – anzusehen. Hier tobt das Leben: bunt, laut und fröhlich. Fliegende Verkäufer, farbenfrohe Schuhläden und Teppiche, soweit das Auge reicht. Sowie viel mehr nette als unnette Menschen, die uns das Bestaunen der Stadt herrlich versüßen.

Frohen Mutes können wir also weiter nach Rabat. Eine Stadt mit wunderhübsch bunter Medina. Rote, gelbe, blaue Türen und Blümchen verzieren hier die Häuserwände. Wir können gar nicht anders, als uns die Finger wundknipsen. Das macht Thomas ein bisschen übermütig. Und so kommen wir zur Minigeduldsprobe Nummer fünf: Da sich eine Riesentraube um den kleinen Suppenstand sammelt, will Thomas natürlich auch etwas vom Kuchen abhaben (ich bin raus, versteht sich von selbst!) und staunt nicht schlecht, als es für ihn eine ördentlische Portion gibt: einen großen Haufen schwarz-brauner Schnecken, dazu Stinkesuppe. Was nun? Denn „all eyes“ sind auf Thomi gerichtet! Nichts zu machen, Thomas muss passen. Hallo-ho, im Dschungelcamp isst man Kängurupimmel und Thomi kriegt nicht einmal die Schnecken runter? Genau so machen wir Touristen uns bei den Marokkanern wahrscheinlich höchst unbeliebt. Trotzdem gehen wir von nun an lieber im Restaurant essen und speisen dort leckerste „Tajines“ (Hühnchen-, Rind- oder Fischeintöpfe mit Backpflaumen & Co). Hmmmm!

Aus Zeitgründen machen wir an dieser Stelle schon den U-Turn Richtung Spanien. In Assilah machen wir auf einen Tipp hin noch einmal Halt und erleben den fast schönsten Stopp der Marokkoreise. Hier erinnert uns von den weißen Häuschen, dem schönen Strand, den Fischerbötchen bis hin zu den bunten Fassaden alles ein bisschen an Griechenland – wunderschön! Deshalb switchen wir hier die sechste Geduldsprobe und heben sie uns einfach für Tanger auf - unser letztes Ziel in Marokko. Dort kommen alle Fähren und somit alle Wohnmobile und Tagestouristen an und leider leider merkt man das auch. Der eine nennt uns „scheise Arschloch“, weil wir keine Stadtführung möchten, der zweite erklärt uns wütend, dass wir hier verdammt noch mal in Marokko sind und uns benehmen sollen, als wir ihm keine seiner Bananen abkaufen  und die dritte bewirft uns mit Geld, als wir fragen, ob wir ein Foto von ihr machen können. Oh, oh, Geduldsfaden gerissen :(

Aber was beschweren wir uns eigentlich? Wir wollten doch ein echtes Abenteuer! Und genau das haben wir eben mit all seinen Höhen und Tiefen in Marokko auch bekommen!!! Jawoll ja! Und sind die Dinge, die nicht so glatt laufen, am Ende nicht die spannenderen Urlaubsgeschichten? Und trotzdem rufen wir nun im Chor: „Wir sind drahtseillose Travel-Stars, holt uns hier raaaaaaus!“ ;)

PS: Wir entschuldigen vielmals die Verspätung des hiesigen Blogeintrags, aber wir waren im tollen Sevilla einfach zu busy mit wohlverdienten Tapas- und Weinkonsum. Berichterstattung  folgt!


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Kommentare: 1
  • #1

    Stephie & Ronny (Mittwoch, 01 Februar 2012 22:51)

    Letztes großes Abenteuer?! Yeahyeahyippieyippiehyeahyeah!!! Wir freuen uns ;)